von Pia Soldan – Wir in Dortmund (PS)Link zum Artikel

„Die jungen Erwachsenen wollen mittendrin sein“. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die Mitglieder der WG Heimspiel, die sich aus Menschen mit Unterstützungsbedarf aufgrund kognitiver Beeinträchtigungen zusammengefunden hat, laut Detlef Harms in keiner Weise von anderen jungen Menschen. Deshalb legt der Vorsitzende des Elternvereins Zusammenspiel Phoenix e. V. besonderen Wert darauf, dass auch das Heimspiel 2.0 in der Gartenstadt und das Heimspiel 3.0 in Sölde an optimale Infrastruktur angeschlossen sind. Während das Projekt in der Gartenstadt bereits in konkreten Planungen steckt, gilt es nun, das potenzielle Sölder Grundstück eingehend zu prüfen. In Hörde gehört Heimspiel inzwischen fest zum Quartier – einer von vielen Gründen, zum fünften Jubiläum weit über 200 Menschen zu einer Party einzuladen, die am Sonntag in der Hochofenstraße stieg.

gesamtkunstwerk e. V. mit Musik zum Jubiläum
Für Livemusik sorgte am Nachmittag die Band „Collective Four“. Entstanden ist diese aus einem Qualifizierungsprojekt des Vereins gesamtkunstwerk, das junge Musikerinnen und Musiker mit Profis zusammenbringt. Der Ansatz des Vereins ist dabei stets ein inklusiver, was sich unter anderem im Dortmunder inklusiven Soundfestival (DiS) niederschlägt. Eine der Heimspiel-Bewohnerinnen hatte in der Vergangenheit an der Qualifizierung teilgenommen, wodurch ein erster Kontakt geknüpft war. Gemeinsamkeiten in der Zielsetzung der beiden Vereine legten daraufhin nahe, „Collective Four“ für das Jubiläum zu buchen.

„Wir Eltern mussten lernen loszulassen“
Als Heimspiel im Jahr 2020 an den Start ging, waren die Eltern aufgrund der Corona-Auflagen mit dem Einzug ihrer Kinder „sofort raus“, berichtet Detlef Harms. Das aber führte schnell dazu, dass die jungen Menschen auf einmal Dinge erlernten, „die die Eltern ihnen niemals zugetraut hätten“, wie er auch der Geburtstagsgesellschaft gegenüber kundtat: „Wir Eltern mussten lernen loszulassen. Unsere jungen Erwachsenen waren sehr schnell in der Lage, ohne uns klarzukommen.“

Niemand muss allein sein – aber alle dürfen
Teil des Erfolgskonzepts ist wohl, dass niemand je allein ist – es sei denn, ein WG-Mitglied möchte es. Sowohl der LWL als auch die Aktion Mensch bezeichnen Heimspiel laut Harms als „Vorzeigeprojekt“, weil jede Bewohnerin und jeder Bewohner über ein „Rückzugszimmer“ verfügt und sich mit den Mitbewohnenden in den großzügigen Gemeinschaftsräumen treffen kann. Fertiggestellt sind hier inzwischen auch ein Kunst- und Musik- sowie ein Fitnessraum im Dachgeschoss.

Letzteren nutzen die Bewohnenden vor allem, wenn die Mitarbeitenden der Diakonie, die im Rahmen des ambulanten betreuten Wohnens täglich von 15.30 bis 9.00 Uhr vor Ort sind – in der Zwischenzeit arbeiten die Bewohnenden in Werkstätten –, sie dazu motivieren. Und dennoch: Niemand muss mitmachen. Tatsächlich aber sind viele Gemeinschaftsaktionen wie auch die gemeinsam unternommenen Fahrten gern genommen. Schließlich beraten die WG-Mitglieder im Vorhinein zusammen über die Frage: „Wo fahren wir hin?“ So entschied man sich kürzlich beispielsweise für eine Fahrt nach Paris.

22 junge Menschen auf der Warteliste
Gemeinsam entschieden die WG-Mitglieder auch, zum Jubiläum ihre Türen zu öffnen, um Interessierten zu zeigen, wie sie leben. Zum Mitfeiern gekommen waren unter anderem einige der 22 jungen Menschen, die auf der Warteliste für ein Zimmer in einem der neu entstehenden Projekte stehen. Wer wo zusammenzieht, entscheiden sie dabei selbst. Dazu unterstützt der Verein durch regelmäßige Treffen der jungen Erwachsenen, um einander näher kennenzulernen. Offen ist an der einen oder anderen Stelle auch noch die Finanzierung, für die der Elternverein nun Investor*innen sucht. Fest steht aber: Heimspiel 2.0 und Heimspiel 3.0 „stehen in den Startlöchern“.


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